Neues aus der Verbändelandschaft

4. Tarifrunde im Bezirk M+E Mitte bleibt ohne Ergebnis

Verhandlungsführer Barta fordert passgenaue Lösungen im Tarifkonflikt: „Die Vorstellungen der Gewerkschaft sind für unsere Unternehmen schlichtweg nicht zu verkraften.“

Saarbrücken. Auch die vierte Tarifrunde der Verhandlungen der Metall- und Elektroindustrie im Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen ist ohne Ergebnis geblieben. „In den vorangegangenen Runden haben wir die angespannte wirtschaftliche Lage ausführlich dargestellt und mit unserem in der letzten Runde unterbreiteten konstruktiven Angebot alle Elemente aufgezeigt, die für einen fairen und vernünftigen Tarifabschluss genutzt werden können“, sagte Oliver Barta, Verhandlungsführer von M+E Mitte. Die Erwartungen der beiden Seiten lägen aber noch zu weit auseinander. „Die Vorstellungen der Gewerkschaft sind für unsere Unternehmen schlichtweg nicht zu verkraften“, sagt Barta.

In der dritten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt, das neben einer steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro auch eine prozentuale Tabellenerhöhung bei entsprechend langer Laufzeit vorsieht. „Wenn die Gewerkschaft bereit ist, über eine lange Laufzeit zu reden, ermöglicht dies auch Gespräche über eine Tabellenerhöhung“, sagte Oswald Bubel, Verhandlungsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie im Saarland (ME Saar).  Die Forderung der Gewerkschaft von acht Prozent Entgeltsteigerung bei zwölf Monaten Laufzeit sei dagegen vollkommen aus der Zeit gefallen und realitätsfern.

Die Unternehmen der Metall- und Elektrobranche befinden sich in stürmischem Fahrwasser. Hohe Energiepreise und immer noch bestehende Lieferengpässe bremsen die Produktion. Für 2023 sagen die Wirtschaftsinstitute nahezu einheitlich eine Rezession voraus – auch die gewerkschaftsnahen Ökonomen teilen diese Einschätzung. „Es ist schon jetzt abzusehen, dass 2023 für unsere Mitgliedsunternehmen ein extrem herausforderndes Jahr wird. Deshalb brauchen wir einen Tarifvertrag, der den Unternehmen in den kommenden zwei Jahren Planungssicherheit gibt“, sagt Bubel.

Vor allem betont er, dass die Verhandlungslösung auch die sehr heterogene Lage in der Branche widerspiegeln muss. „Dieser Situation mit Unternehmen, die immer noch Gewinne schreiben, und Unternehmen, die Existenzsorgen umtreiben, müssen wir durch eine automatische Differenzierung begegnen. Nur mit einem verbindlichen Prozess können Unternehmen schnell und unkompliziert auf Notlagen reagieren“, sagte Bubel.

Gleichzeitig könne eine sogenannte Variabilisierung als Instrument dabei helfen, unterschiedliche Unternehmensentwicklungen abzubilden. Dabei könnten tarifliche Sonderzahlungen an betriebliche Kennzahlen geknüpft werden: Die Sonderzahlung sinkt, wenn es den Unternehmen schlecht geht, und steigt, wenn die Ertragslage gut ist.

M+E-Mitte-Verhandlungsführer Oliver Barta appellierte an die IG Metall, die Warnstreiks nicht auszuweiten. Eine Eskalation sei angesichts des konstruktiven Angebots der Arbeitgeber und dem Willen zu einer raschen Einigung durch nichts gerechtfertigt.