Neues aus der Verbändelandschaft

Experten diskutieren in Mainz die Zukunft der Industrie

Das Arbeitswissenschaftliches Forum beleuchtet die Herausforderungen der Transformation – insbesondere in den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie.

Wie lässt sich die Umstellung der bisherigen betrieblichen Organisation im Rahmen einer neuen Klimapolitik, angesichts demografischer Herausforderungen sowie technologisch bedingter Veränderungen bewältigen? Welche Aufgaben kommen dabei auf Management und Beschäftigte zu?

Über diese und weitere Fragen diskutieren heute in Mainz bei einer ganztägigen Fachtagung über 100 Experten aus der Metall- und Elektroindustrie. „Die Industrie im Transformationsprozess – entschlossen und zielstrebig die Zukunft gestalten“ lautet das Motto des Arbeitswissenschaftlichen Forums 2024 in der Alten Lokhalle Mainz.

„Angesichts der geänderten Rahmenbedingungen stehen die Unternehmen vor der Aufgabe, ihr Produktportfolio und die Produktionsabläufe neu auszurichten. Das hat teils massive Auswirkungen auf die Standorte, die Belegschaften und die Arbeitsorganisation in den einzelnen Werken. Beim Arbeitswissenschaftlichen Forum profitieren die Teilnehmer von den Erfahrungen ihrer Kollegen in anderen Betrieben, die ähnliche Probleme bereits gelöst haben“, sagt Wolfgang Kohler, Arbeitswirtschafts-Experte beim Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes.

Bei der Veranstaltung, die alle zwei Jahre von Hessenmetall, Pfalzmetall, vem.die arbeitgeber und dem Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes angeboten wird, schildern Referenten aus den jeweiligen Mitgliedsunternehmen, wie sich der Transformationsprozess praktisch gestalten lässt. So berichtet der Standortleiter der Continental AG in Rheinböllen, Stephan Nachtmann, welche Herausforderungen die Umstellung des Werks auf ein komplett neues Produktportfolio mit sich bringt. Vor allem, wenn der Prozess mit dem Verlust von Arbeitsplätzen in einer strukturschwachen Region einhergeht. Der Werkleiter des Homburger Bosch-Standorts, Oliver Frei, zeigt, wie das auf Diesel-Zulieferung spezialisierte Werk schrittweise den Weg in Richtung Wasserstoff-Produkte geht. Sven Donner, Direktor Werksinfrastruktur bei der Samson AG beschreibt die Herausforderungen, die ein Standortwechsel in ein komplett neues Gebäude begleiten.

Ergänzend mahnt der Unternehmensberater Stephan Mallmann die Unternehmen, die Chancen der Transformation in den Blick zu nehmen und das Thema umfassender zu betrachten. Denn nicht nur die Produkte ändern sich, sondern auch die Technik drumherum ist beispielsweise durch den Einsatz künstlicher Intelligenz massiv vom Wandel betroffen.

In allen Beiträgen nehmen die Beschäftigten eine wichtige Rolle ein. Sie rechtzeitig und umfassend in den Prozess mit einzubinden ist ein zentraler Punkt der Transformationsvorhaben, lautet ein Fazit der Referenten. Kristian Schalter, Abteilungsleiter Strategie und Zukunft der Arbeit bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), sieht die Faktoren Arbeitskräfte und Arbeitszeit als die kritischen Bausteine jeder Transformation an. Weil das Fachkräftepotenzial schwindet, sind die Unternehmen aus seiner Sicht gehalten, alles dafür zu tun, ältere Beschäftigte länger in den Betrieben zu halten. Und die Politik sollte Arbeit wieder attraktiver machen. Auch Ralf Reinstädtler, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, hält die Arbeitskräfte für das wichtigste Kapital der Unternehmen. Erfolgreiche Transformationsprojekte seien laut Reinstädtler vor allem dann geglückt, wenn die Beschäftigten in die Prozesse mit eingebunden seien.

Die Arbeitswissenschaftlichen Foren der Metall-Arbeitgeberverbände finden bereits seit 1999 statt und beleuchten regelmäßig die wichtigsten Themen der Branche. In den vergangenen Jahren waren dies unter anderem das Arbeiten in der Industrie 4.0, die Vergütung nach den ERA-Tarifverträgen,  Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort und die Gestaltung leistungsförderlicher Arbeits- und Führungsbedingungen.