Neues aus der Verbändelandschaft

Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie im Saarland beklagen miserable Standortbedingungen

Aktuelle Studie zum Standort Deutschland, für die Gesamtmetall im Januar fast 1800 Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie befragt hat.

Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Deutschland und auch im Saarland stellen dem Standort Deutschland ein miserables Zeugnis aus. Das zeigt eine aktuelle Studie zum Standort Deutschland, für die Gesamtmetall im Januar fast 1800 Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie befragt hat. Neun von zehn Unternehmen (93 Prozent sowohl im Bund als auch im Saarland) geben an, dass sich die Standortqualität verschlechtert hat. 56 Prozent nennen im Bund sogar eine deutliche Verschlechterung, im Saarland sind es knapp zwei Drittel, die einen solchen Abwärtstrend sehen.

Damit einher geht ebenfalls eine negative Einschätzung der eigenen Lage. Mehr als die Hälfte aller Firmen (51 Prozent im Bund, 62 Prozent im Saarland) schätzen ihre Lage schlecht ein. Und auch die Erwartungen für 2025 sind wenig optimistisch. Neun von zehn Unternehmen gehen davon aus, dass sie gleichbleibend oder schlechter sein werden.

Diese negativen Einschätzungen haben auch Auswirkungen auf die geplanten Investitionen. Sechs von zehn saarländischen und die Hälfte aller M+E-Unternehmen im Bund haben angegeben, ihre Investitionen zu kürzen, viele davon deutlich.

Martin Schlechter, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes, sieht in diesen Umfrageergebnissen ein erschreckendes Warnsignal und einen Weckruf für die Politik. „Wir befinden uns in einer Strukturkrise, von der weiterverarbeitende Metall- und Elektroindustrie besonders betroffen ist. Hier dauert die rezessive Phase schon seit 2018 an. Trotz vielfacher und eindringlicher Appelle aus den Verbänden und trotz zweier Jahre mit Minuswachstum reagiert die Politik nicht.“

Als Gründe für den Investitionsrückgang nennen die Unternehmen zu hohe Sozialabgaben, Bürokratie, Energiekosten und Steuern. Im Saarland beklagen sieben von zehn Unternehmen eine überbordende Bürokratie, sechs von zehn die hohen Energiekosten und die fehlende Planungssicherheit. Im Gegenzug will jedes vierte saarländische Unternehmen und fast jedes dritte Unternehmen deutschlandweit mehr im Ausland investieren.

Die Folge der Standortschwäche zeigt sich in den Beschäftigtenzahlen. Fast die Hälfte der Unternehmen (45 Prozent) rechnet mit sinkenden Beschäftigtenzahlen, im Saarland sind es sogar 57 Prozent. Drei von zehn Unternehmen im Bund und Land geben an, dass sie aktuell Arbeitsplätze im Ausland statt in Deutschland aufbauen.

„Es ist fünf vor zwölf. Wenn wir eine weitere Deindustrialisierung vermeiden wollen, brauchen wir eine sofortige und grundlegende Wirtschaftswende. Sozialabgaben, Bürokratie, Energiekosten, Steuern und Bildung müssen sofort angegangen werden. Die Unternehmen erwarten von der Bundesregierung ein glaubwürdiges Zeichen, dass sie den Wandel angeht. Deshalb muss die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Fokus der Bundestagswahl stehen. Das ist unser dringlichstes Problem.“

Nur wenn die Politik angemessen reagiert, sehen die Unternehmen der M+E-Branche noch gute Chancen für die Zukunft am Standort. 78 Prozent der Befragten haben angegeben, dass die Deindustrialisierung noch zu stoppen sei, wenn sich die Rahmenbedingungen grundlegend verbessern. Die Unternehmen im Saarland sind da etwas skeptischer: Hierzulande glauben nur noch 67 Prozent, dass ein Umschwenken der Politik noch positive Auswirkungen auf den Standort haben kann.

An der Umfrage haben im Zeitraum vom 7. bis 20. Januar 2025 1.785 Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie teilgenommen. Das sind rund 25 Prozent aller in den Mitgliedsverbänden von Gesamtmetall organisierten Unternehmen. Im Saarland haben sich 39 Unternehmen an der Umfrage beteiligt.